„Ich glaube, es ist der Friede für unsere Zeit. […] Nun gehen Sie nach Hause und schlafen Sie ruhig und gut.“ *Neville Chamberlain 1938.*
Im Rahmen der Analyse der Beziehungen zwischen Lukaschenkos Kartell und Europa im November 2020, haben wir folgendes festgehalten:
Si vis pacem para bellum und Si vis pacem para pacem. Das sind zwei Varianten des Ausdrucks derselben Gedanken und keine These und Antithese, wie manche denken mögen. Aus 4000 Jahren Erfahrung ist bekannt; wer Frieden um jeden Preis will und für wem der Frieden Selbstzweck und kein Mittel zum Zweck ist, bekommt im Endeffekt entweder Krieg oder einen solchen Frieden, der für ihn tödlich ist und ihm zwingt, zum Selbstschutz einen Krieg zu beginnen.
Für uns, die die Motive und Vorgehensweise von Lukaschenko gut kennen, war es offensichtlich, dass die Politik der Befriedung des Diktators, welche viele „Lukaschenko-Versteher“ bevorzugt haben, nicht nur zur Verschärfung der Repressionen in Belarus führt. Solche Politik führt auch zwingend zur Steigerung des Gefühls der Straflosigkeit und kriegerischen Handlungen gegen andere Länder. Natürlich nicht im klassischen Sinne, mit Panzern und Bombardierungen, sondern auf eine „hybride“ Art und Weise. Ziele des Krieges werden die Sicherung vom Vermögen des Kartells in der EU, Einschüchterung der Kritiker und Erpressung jedweder Art sein. Für ihren Fortbestand braucht die Diktatur Geld und dieses Geld wird der Preis für Frieden und Sicherheit an der Ostgrenze der EU sein. Wir haben vorhin schon geschrieben, dass Österreich und Belarus, beide Länder, die wir lieben, in einem Krieg verwickelt sind.
Wir ernteten viel Kritik. Sie sagten, dass es nie geschehen wird, weil es völlig „aus der Luft gegriffen“ und „unvorstellbar“ ist. Es wurde über einen „inklusiven Dialog“ und darüber nachgedacht, man könne sich immer auf was einigen. Sie meinten, dass die Rettung der Investitionen das richtige und die Situation unter Kontrolle sei und wir nur halluzinierende Träumer sind, die sich gewaltig irren. Wir wurden offen wegen Worte über Krieg belächelt. Unsere Warnungen fanden keine Beachtung.
Zugegeben, wir haben uns geirrt. Wir dachten, dass Lukaschenko sein AKW als Druckmittel einsetzten wird. Doch stattdessen führten die Geheimdienste des Kartells eine demonstrative Operation zur Entführung eines Dissidenten (Roman Protassewitsch, 26) in einem EU-Mitgliedstaat (Griechenland) durch, die von der Gefahr der Zerstörung eines Passagierflugzeugs begleitet war. Wir konnten nicht erahnen, dass Lukaschenko so schnell und so weit gehen wird. Jetzt stehen wir vor vollendeten Tatsachen; einer kriegerischen Handlung, die in Europas Gesicht gerieben wurde.
Wir werden nicht nochmal und nochmal die Menschen bitten, die auf solche Herausforderungen reagieren sollen, endlich zu handeln. Wir wollten uns verständlich ausdrücken um zumindest gehört und im besten Fall verstanden zu werden. All das im Herbst 2020. Die Antwort war: „Sucht das weite!“, und wir wichen zurück.
Wir werden nicht abermalig aussprechen, dass die Konsequenz der Befriedungsversuche von Sadisten und Mördern nur eine folgende sein kann: ein entführter Junge, der gefoltert sein und womöglich seinen nächsten Geburtstag nicht überleben wird. Natürlich, für Realpolitiker gehört es zur reinen Gewohnheit. Eh nur ein Toter zusätzlich zu den schon 80 getöteten und irgendwo verschwundenen Menschen. Eh nur eine Folter unter den zehntausenden Verprügelten und hunderten Vergewaltigten. Dies wird ihren ruhigen Schlaf wohl kaum stören.
Wir wollen lediglich nur eine Frage an die ganzen Chamberlains und Daladiers des 21. Jahrhunderts stellen: „Werden Sie auch einen Winston Churchill haben, sobald eine Neuauflage der „Coventry-Bombardierung“ kommt?“